Huhu zusammen,
Ja auch im Internet ist nichts sicher. Als ich nach meinem Flug im Hotel ankam, hab ich noch kurz meinen Mac angeworfen und wollte mich gerade ans Schreiben des Flugtagebuches machen. Irgendwie suchte ich nach einem Bild bei abload.de und wählte den entsprechenden Link. Da begrüsste mich gleich eine grosse Mitteilung, dass abload.de die Pforten schliesst und per Ende Juni die Server runterfährt. Zum Glück bieten sie noch die Möglichkeit die hochgeladenen Bilder als zip-datei wieder herunterzuladen.
Supi, dachte ich, nun kann ich auf all meinen Tagebuchseiten die Bilder neu verlinken. Da ich gerade nichts Schlaueres zu tun hatte, lud ich die zip-Datei herunter und die entsprechenden Bilder beim neuen Dienst wieder hoch. Zum Glück war der neue Dienst so gnädig, dass er die Dateinamen nicht änderte, dies erleichterte mir die Aufgabe ungemein, und der Task war in einigen Stunden erledigt.
Gut ausgeschlafen kam ich am Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück beim Flughafen in Friedrichshafen an.
Achim war auch schon an seinem Platz und ich fragte ihn: «Morgen Achim, wohin geht's heute?». «Ich hätte sechs Leute nach LIME unter anderem», antwortete er. «Passt gut», meinte ich, «den Flughafen und die entsprechenden Prozeduren kenne ich, die haben auch ILS dort. Nach so langer Abwesenheit will ich nicht gleich die verrücktesten Destinationen. Ich kenne deine Destinationen. Meiringen, St. Stephan, Saanen, alles Stationen in Bergtälern brauch ich gerade nicht. LIME passt da super!».
Ich nahm die entsprechenden Dokumente, die Schlüssel zu meiner Maschine, verabschiedete mich von Achim und machte mich auf den Weg zu meinen Fluggästen, welche sich bereits beim Gate befanden. Wir begaben uns zum Flugzeug und ich zeigte den Passagieren wo sie ihr Gepäck verstauen konnten und machte mich an meine Checkliste. Es dauerte nicht lange und schon machten wir Taxi zur Abflugpiste.
Das Wetter war herrlich und es machte riesig Spass über die Berge zu fliegen.
Der Passagier, Bernd war sein Name, der neben mir auf dem Co-Piloten Sitz sass, war offensichtlich ein begeisterter Bergsteiger, er erzählte mir ausgiebig von seinen vielen Bergtouren. Irgendwann steckte ich ihm lächelnd meine Karte mit den Kontaktdaten in Kathmandu zu und meine, falls er mal auf den Everest, oder wenigstens in die Nähe davon möchte, solle er sich doch bitte bei mir melden. Er schaute mich mit grossen Augen an: «Du fliegst in Nepal»? Ich lächelte und nickte. «Jupp, ich habe eine Pilatus P6 in Kathmandu, mit der kann ich die verrücktesten Flugplätze anfliegen». «Ooookay» meinte Bernd, «wenn ich mal in der Gegend bin melde ich mich».
Ich musste einen Frequenzwechsel nach Milano machen und ziemlich kurz danach zu LIME Approach. Ich meldete mich für eine IFR Landung an und ich kriegte die entsprechende Flugrichtung und wurde auf Flughöhe 5000 beordert. Ich stellte schon mal die Navigation auf die Frequenz des ILS ein und flog auf der befohlenen Höhe in die entsprechende Richtung. Ich hatte den gesamten Flugplan schon ins FMS gegeben und sah nun wie ich den Vektor und auch den Gleitwinkel wieder verliess. Verdammt, warum holen die mich nicht runter? Ich hatte genau keinen Bock noch ne Ehrenrunde zu fliegen, also setzte ich den Autopiloten auf den Landeanflug und zog die Maschine runter.
Scheinbar fanden das einige Passagiere auf den hinteren Sitzen nicht besonders lustig und Protest wurde laut. Bernd beruhigte sie: «Keine Angst, Akira fliegt auch im Himalaya herum, die weiss was sie tut». Der Fluglotse machte mich auch noch einige male darauf aufmerksam, dass ich doch bitte auf Flughöhe 5000 steigen solle und mit einem fliegerischen «Fick dich ins Knie» klickte er sich aus der Leitung.
Ja, die Landung war etwas hart und der Zusammenschiss im Kopfhörer liess nicht lange auf sich warten. Bernd fand es witzig, einige der anderen Passagiere weniger und ich meinte. «Die Landungen auf dem Lukla Airport sind wesentlich heftiger».
Als ob das das normalste der Welt wäre machte ich Taxi zu meinem Stellplatz, machte einen suberen Shutdown des Flugzeugs und wir stiegen aus. Während ich das Flugzeug abschloss, sagte ich zu Bernd, «Schau mal im Youtube wie die Leute von Ryanair manchmal landen», ich zeigte auf die Maschinen neben uns, «dagegen war meine Landung heute noch fast butterweich». Er grinste und wir verabschiedeten uns.
Giuseppe, mein Controller in LIME meinte händeringend, als ich bei ihm vorbeischaute, um den Schlüssel zu meinem Flieger abzugeben. «Aki, Sei pazza? Oder was war das? Beabsichtigst du unbedingt deine Lizenz loszuwerden, du bist hier nicht im Himalaja! Maledizione!». «Ja, ich weiss», entgegnete ich ihm. «Ich gebe sauber den geplanten Flug ein, der wird akzeptiert und dennoch jagen mich die Lotsen ins Nirvana. Hatte keinen Bock darauf». Noch immer wütend blaffte er mich an: "Lass dir eine bessere Erklärung für dein Verhalten einfallen, wenn du eventuell von den entsprechenden Gremien befragt wirst. Ich habe keine Ahnung, ob schon ein Verfahren eingeleitet wurde, vielleicht hast Glück".
Ich hatte wohl Glück und wurde nicht in Handschellen abgeführt oder sonst in einem fensterlosen Zimmer mit einem grossen Spiegel befragt. Sollte wohl weniger Weltraum-Spiele spielen. Dort ist so was gang und gäbe, dass man einfach landet ohne gross jemanden zu fragen. War zum Glück nicht viel los zu dem Zeitpunkt.
Liebe Grüsse
Akira