Huhu zusammen,
«Was, nur einer!», rief ich, als ich heute Morgen den Agenten ansprach, ob er Fluggäste auf der Warteliste habe. «Musst schon etwas früher aufstehen, Mädel, wenn du Kundschaft bekommen willst. Die Leute buchen die Flüge nicht, weil eine hübsche Pilotin am Steuer ist, die haben nur die Berge im Kopf und wie sie raschestmöglich dorthin kommen. Die stehen früh auf. Für die Freelance Piloten heisst das: Der frühe Vogel fängt den Wurm». Ich studierte die Liste: Fracht nach Rumjatar (VNRT) und dort einen Passagier zum Zielflughafen. «Egal, ich will dorthin, auch wenn es auf deiner Liste bessere Angebote hat! Die Leute sollen schon mal die Fracht verladen, ich brauche noch ein Kaffee!» Nicht sehr lange und ich war zum Start bereit:
Heilige Sch***, das soll ein Flughafen sein? Ich muss unbedingt schauen, wie ich eine Topo Map auf meinen Flugplanner kriege!
Also laaangsam und alle Flaps raus. Nach dem zweiten Durchstarten habe ich dann eine ganz passable Landung hinbekommen:
Der Passagier, den ich in Rumjatar abholen sollte war ein Schweizer. Er nannte sich Markus. Auf meine Frage wie er zu diesem Grasstreifen in der Pampa komme, meinte er: «Ich habe ein Ziel, wie ich da hinkomme, entscheide ich spontan. Gestern flog gerade jemand in die Richtung, also nahm ich diesen Flieger. Der lokale Travel Agent meinte, ich könne den Linienflug nehmen, Morgen... für heute könne er nur noch eine Anfrage bei einem befreundeten Agenten machen. Und offensichtlich war der Agent erfolgreich!». Ich erfuhr dann, dass Markus den Zielflughafen nur vom Flugsimulator her kenne und er ihn gerne mal in Natura anfliegen möchte, um zu sehen, wie die Profis dies machen». Ich enthielt mich eines Kommentars. Und wir waren kurze Zeit später airborne:
Schon hübsch dieses Panorama, könnte direkt aus der Schweiz sein, bloss dass die Teile hier wesentlich höher sind! Und irgendwo da unten war mein Zielflughafen. Und ich hatte einen Passagier dabei, der nicht wusste, dass er mit einem Rookie mitflog. Musst dir Mühe geben Aki sagte ich mir. Es war nur in kurzer Hüpfer und schon bald konnte ich meinen Zielflughafen erkennen:
Schön im korrekten Gleitwinkel runter um den Berg herum. Shit ich war zu hoch. Also noch eine kleine Beta Einlage, danach Aufsetzen ... na ja, ich crashte nicht, aber schön ist anders! Und ich hatte es geschafft! Willkommen auf Lukla ( VNLK ) dem gefährlichsten Flughafen der Welt!
Markus musste nur grinsen. Solche Landungen kenne er gut vom Flugsimulator. Als ich ihm erzählte, dass ich auch neu auf der Strecke war, meinte er nur, Übung macht den Meister. Das nächste Mal etwas tiefer rein, dass du dich ruhig auf die Landung konzentrieren kannst. Das kommt noch! Ich meinte nur: «Genau, auch diesen Flughafen schaffe ich». «Ganz bestimmt!», antwortete er. «Na dann wünsche ich dir viel Spass beim Besteigen des Everest», sagte ich zum Abschied. Er lachte laut: «Everest besteigen? Bist du wahnsinnig? Nee, ich bin Flugzeug Fan und mache hier bloss ein oder zwei Tage Plane Spotting und erkunde vielleicht noch die nähere Gegend» Maximal zum Hotel 'Everest View'. Ich habe auch keine Bergsteige Ausrüstung hier! Wünsch dir guten Flug vielleicht sehen wir uns wieder!".
Nach dieser Landung war mein Ego angekratzt. Das krieg ich besser hin. Ich hatte Glück, ich konnte drei Passagiere akquirieren, welche nach Rumjatar fliegen wollten. Na ja, wenn die unbedingt in die Pampa wollen, mir soll's recht sein. Als ich mit meinen Fluggästen aus dem Flughafengebäude, nach draussen trat musste ich staunen. Wahnsinn wie rasch das Wetter hier umschlagen kann:
Also Tee trinken. Milchtee ist hier eine Spezialität. Es dauerte nicht sehr lange und dann waren die Flugbedingungen schon wieder akzeptabel, und wir waren in der Luft.
Beim Anflug auf Rumjatar hatte ich einen "Matrix-Moment", da war vor einigen Stunden doch nichts! Hmm sehr seltsam! Aber eine asphaltierte Piste nehm ich natürlich gerne!
Schöne Piste, keine Passagiere, das macht doch Spass! Ich rief den Agenten in Kathmandu an. Er meinte, dass gleich um die Ecke ein Flughafen mit dem namen Lamidanda (VNLD) zu finden wäre, dort hätte er einen Passagier nach Lukla. Um die Ecke, das tönt gut! Kurz den Flugplan auf dem Bildschirm eingegeben und ab ging's. Es war wirklich nur "um die Ecke" in der Luft! Per Fahrzeug wäre das ne ziemliche Strecke gewesen. Steil ins Tal hinunter und dann wieder steil nach oben. Aus einem bestimmten Grund scheinen Hochplateau-Flughäfen in Nepal in Mode zu sein!
Benötigte auch wieder zwei Anläufe, bis ich die Landung hatte. Passagier und Gepäck eingeladen. und schon wieder unterwegs. Das Wetter war nicht soo prickelnd, hoffentlich ist es in Lukla nicht noch nebliger. Na ja, wer nichts wagt, gewinnt nichts.
Sehr vielversprechend sah die Situation nicht aus:
Eigentlich fliegt man bei solchen Situationen nicht. Aber ich habe ja GPS und meine Route stimmt, wen ich es diesmal nicht mit der Höhe vermassle. Was ich aber tat und ich benötigte zwei Anläufe, um die Kiste, auch diesmal nicht so sauber, zu landen.
Am Flughafen traf ich wieder Markus und wir genehmigten uns einen Milchtee. Er meinte, dass mein Durchstarten zu spät gewesen sei, der Point of no return sei hier VOR der Piste! Die Landung selbst sei wahrscheinlich immer noch zu hoch und zu schnell gewesen. Spornrad Arretierung zu spät gelöst, da driftest ab und Auslauf gibt es keinen grossen. Hätte Glück gehabt, dass ich die Kiste nicht in eine Mauer geknallt habe, es war jedenfalls sehr eng!
Er gab mir noch einen USB Stick mit Photos und Videos, welche er in der Zwischenzeit gemacht hat:
https://www.youtube.com/watch?v=1_0_BT10gEs
Eine andere Pilatus PC-6 Porter sei auch noch gelandet, er habe aber nur den Abflug gesehen, den ich auch relativ gut hinbekommen habe:
https://www.youtube.com/watch?v=DqwBlrhqqK0
Wir quasselten noch lange beim Tee und so langsam dunkelte es ein, als plötzlich eine Angestellte vom Flughafen an mich herantrat. Sie hätte da noch drei Passagiere, welche dringend nach Chandragadhi (VNCG) müssten. Ich meinte, wenn sie Vollgas geben, dann mache ich das noch. Möchte einfach noch etwas Licht haben, solange ich in den Bergen bin, den Rest mit Instrumenten in der Nacht zu fliegen ist kein Ding, da VNCG immerhin einen RNAV Anflug habe.
Ich wünschte Markus noch viel Spass hier in Lukla und rannte in Richtung Flugzeug, um alles vorzubereiten. Die Passagiere merkten auch, dass Langsamkeit jetzt nicht mehr angebracht war, und in kürzester Zeit waren wir auf einem schönen Sonnenuntergangsflug in den Bergen.
Die Landung in VCNG war Routine. Beim Flughafen alles schön angebunden und verstaut. Ich liess mich im Hotel ins Bett fallen und schlief nach diesem genialen, aber doch anstrengenden Tag sofort ein.
Liebe Grüsse
Akira
ist aber halb so wild, ein FBO am Leben zu erhalten ist zu aufwendig. Ich habe mir ein neues Abenteuer ausgedacht. Ich fliege mit meiner Pilatus PC-6 Porter in die Schweiz. Ich kann einfach ein paar Leute mitnehmen und mir so den Flug finanzieren. Von Bangkok Don Muang (VTBD) aus bin ich mit einer gefüllten Maschine gestartet. Die Fluggäste wollten nach Sukothai (VTPO), liegt doch am Weg und sie bezahlen angemessen. Also Checklisten durchgearbeitet und gestartet:
