Lys Tagebuch - The Rocket Man
Ich verliess Novac Richtung Westen und marschierte in die Hügel. Nicht weit von Novac entfernt, traf ich auf den ersten Vertreter der verwilderten Ghouls.
Leider war er nicht amüsiert darüber, dass ich ihn bei seiner Mahlzeit, einer Mole-Rat, störte. Er griff mich an und ich musste ihm eine Kugel verpassen. Es gibt zwei Arten von Ghoulen, das wusste ich. Eine friedliche Art, die genauso zivilisiert oder unzivilisiert war, wie "normale" Menschen. Oft sogar wesentlich zivilisierter. Und die zweite Art war verwildert. Kaum intelligent und extrem aggressiv. Sie griffen sofort an, wenn sie einen entdeckten.
An der Grenze zum Repconn Gelände, lauerten weitere wilde Ghouls. Dabei war ein merkwürdig glühendes Exemplar. ich wusste, dass diese Art sehr gefährlich war. Darum schaltete ich es auch zuerst aus. Als ich die toten Ghouls durchsuchte, wusste ich auch wieder, warum diese glühende Art so gefährlich war. Mein Geigerzähler knisterte bedrohlich... Also machte ich dass ich weiter kam.
Bei den ehemaligen Wachhäuschen fand ich die ersten Anzeichen von zivilisierten Ghouls... Leider waren sie alle tot.
Was mich beunruhigte, war der Umstand, dass diese Ghouls extrem modern und gut ausgerüstet waren. Die Kleidung erinnerte an eine Art Uniform... Nur sehr ungewöhnlich geschnitten. Die Bewaffnung liess meine Erinnerung aufheulen... Brotherhood of Steel... Diese Ausrüstung erinnerten mich an diese militärisch sehr gut organisierte und etwas fanatische Truppe.
Was ging hier vor?
Sehr vorsichtig drang ich weiter auf das Gelände vor. Diese Vorsicht war berechtigt. Vor dem Repconn Hauptkomplex erwartete mich ein Empfangskomitee aus verwilderten Ghouls. Damit mir niemand in den Rücken fallen konnte, erkundete ich zuerst das gesamte Aussenareal, bis ich sicher war, jede Bedrohung ausgeschaltet zu haben.
Bei der Sicherung des Geländes entdeckte ich auch einen Seiteneingang zum Repconn Hauptkomplex. Dieser Seiteneingang war nicht mal verschlossen.
Also betrat ich das Gebäude mit vorgehaltener Waffe, in der Erwartung dass ich sofort auf eine Horde Feinde traf. Aber nichts... Der Gang lag still da... Doch mein feines, synthetisches Gehör fing beunruhigende Geräusche auf dieser Etage und auch auf der über mir auf... Definitiv wilde Ghouls...
Bevor ich mich daran machen konnte, das Gebäude zu erkunden und von den wilden Ghouls zu befreien, knackte das Comgerät an der Wand neben mir.
Eine knarzende Stimme begrüsste mich und sagte, ich solle so schnell es ging in den östlichen Teil des Gebäudes kommen, wo ich eine Stahltreppe nach oben finden würde. Der sollte ich folgen bis nach ganz oben... Da wollte jemand mit mir reden...
Die Stimme erinnerte mich wieder an etwas... Eine kurzes Bild von einem alten Freibad blitzte auf... Ja, dort lebten Ghoule... Aber die friedliche Art. sie hatten sich dort ein schönes Heim eingerichtet... Die Stimme des Mannes im Comgerät klang fast so, wie die des Anführers dort im Schwimmbad. Also erwartete ich mindestens einen lebenden Ghoul zu treffen, mit dem man sich vernünftig unterhalten konnte.
Tote fand ich noch einige... Alle anderen, die lebten, griffen mich sofort an und von Reden konnte keine Rede sein.
Schliesslich erreichte ich die Halle mit der Stahltreppe... Allerdings wurde sie von einer recht grossen Gruppe wilder Ghoule bewacht. Zum Glück lenkte sie Dogmeat genug ab, sodass ich sie erledigen konnte... Danach herrschte Ruhe... Das waren wohl die letzten verwilderten Ghouls gewesen, die zwischen mir und meinen Ziel standen.
Ich kletterte die Treppe rauf, bis ganz noch oben. Dort kam ich an eine gut gesicherte Panzertür... Doch bevor ich überlegen konnte, wie ich da durch kam, meldete sich das Comgerät an der Wand. Die knarzende Stimme sagte, dass sie mich rein lassen würde. Kurz danach summte das Schloss und ich konnte die Tür öffnen.
Wider erwartens war der Besitzer der knarzenden Stimme, kein Ghoul, auch wenn er mich auf die typische Art der Ghoule mit "Smoothskin" begrüsste. Dann erklärte er mir, dass oben im Labor jemand mit mir sprechen wolle... Also suchte ich den Weg nach oben und traf auf Ghouls... Bis auf den Mann mit der knarzenden Stimme, waren hier alle Ghouls. So wie ich es erwartet hatte... Was dieser einzelne Mensch hier unter den Ghouls machte?
Diese Gruppe war nicht nur sehr gut ausgerüstet, was Waffen und Munition anging, sie war auch gut ausgerüstet, was ihre Laborausstattung betraf.
In einem der hinteren Räume traf ich auf den Anführer dieser Gruppe... Anhand des Verhaltens begriff ich, dass sie eine Art religiöse Vereinigung waren. Mir wurde etwas mulmig... Ich wusste, dass ich schon oft mit religiösen Fanatikern zu tun hatte... Genau konnte ich mich nicht dran erinnern, nur dass solche Gruppen oft mit Vorsicht zu geniessen waren. Hier schien das aber nicht so zu sein.
Ruhig und sachlich erklärte mir der Anführer, der sich Jason Bright nannte, dass er vor hatte, seine Gruppe Ghouls in das Far Beyond zu führen... Also irgendwo weit ins Weltall... Sie beabsichtigten dafür einige Raketenprototypen von Repconn zu verwenden. Und sie brauchten dafür meine Hilfe.
In irgendwelchen Visionen hatte er einen einsamen Wanderer gesehen, der ihnen bei ihrer Mission helfen würde.
Dann kam er endlich zu den Details, die mich betrafen.
Im Keller hausten irgendwelche Dämonen, die sie angegriffen hatten. Sie waren überrannt worden und einer ihrer besten Kämpfer war irgendwo da unten verschollen... Ausserdem hinderten diese Dämonen sie daran, das Kontrollzentrum für den Raketenstart zu benutzen und bei den Kämpfen waren auch einige wichtige Ausrüstungsgegenstände zerstört worden... Doch darum wollten sie sich später kümmern, wenn der gesamte Komplex wieder sicher war.
Jason ging einfach davon aus, dass ich, der einsame Wanderer, erfolgreich sein würde... Soviel Vertrauen in eine einzelne Person beschämte mich fast.
Aber trotz aller Spinnereien dieser Gruppe, beschloss ich ihnen zu helfen, um so dann auch Novac zu helfen. Wenn die Ghouls mit ihrem Startversuch Erfolg hatten, war das Gelände Ghoulfrei, so wie es der NCR Ranger wünschte... Jason versicherte mir, dass er die verwilderten Ghouls mitnehmen würde und er entschuldigte sich nochmal, dass diese mich angegriffen hatten.
Er meinte auch, wenn ich mich verteidigen musste, sollte es so sein. Aber ich solle versuchen, so wenige von den wilden Ghouls zu töten, wie es ging. Versprechen konnte ich nichts, aber ich würde es versuchen.
Leider stellte sich später heraus, dass ich schon fast alle wilde Ghouls erledigt hatte...
Jetzt ging es erstmal auf Dämonenjagd... Jason hatte gesagt, diese Dämonen waren wie das Flimmern der Hitze in der Sonne, sie tauchten förmlich aus dem Nichts auf... Klang ja nicht gerade beruhigend.
Vorsichtig drang ich in den Keller vor... Er lag scheinbar verlassen da. Aber wieder verriet mir mein feines Gehör, dass dort unten grössere Wesen umher schlichen. Tatsächlich... Ein Flimmern der Luft und plötzlich tauchte ein gewaltiges zweibeiniges Etwas auf und versuchte mich mit einer hammerähnlichen Waffe zu plätten...
Da der Körper gut gepanzert schien, zielte ich direkt auf die ungeschützten Augen... Das war eine gute Entscheidung. Zwei Schuss fällten den Koloss...
Als ich die Leiche untersuchte fand ich einen Stealthboy... Darum tauchten diese Wesen aus dem Nichts auf.
Langsam schlich ich weiter vorwärts... Jetzt wusste ich, worauf ich drauf achten musste und auch was mich erwartete. Einen nach dem anderen erledigte ich die "Dämonen"... Die mir irgendwie bekannt vorkamen.
Es waren definitiv keine Dämonen, aber ich wusste, wenn sie nah herankamen, waren sie sau gefährlich.
So arbeitete ich mich systematisch durch das gesamte Untergeschoss, bis ich alle erwischt hatte. Hinter dem Büro, wo sich der Anführer dieser Monster verschanzt hatte, fand ich einen Durchgang zu einer noch tieferen Ebene...
Einem Tunnelsystem, was verlassen da lag, aber eine gefährlich hohe Strahlung aufwies. Mein Geigerzähler knisterte vor sich hin, während ich nichts von der Strahlung merkte. Normalerweise beeinträchtigte die Strahlung einen nach einer gewissen Zeit... Aber ich merkte nichts. Mein neuer künstlicher Körper schien recht robust zu sein. Nicht nur gegen physische Schäden, sondern auch gegen Strahlung... Zumindest zu einem gewissen Grad.
Dort unten fand ich auch einen Zugang zu der Steuerzentrale und... ich fand den verschollenen Kämpfer... Er hatte sich in einem Wartungshangar verschanzt und alles erledigt, was durch die Tür kam. Bei mir erkannte er zum Glück, dass ich nicht zu den Feinden gehörte. Er stellte sich als Harland vor und amüsierte sich über mein synthetisches Aussehen. Naja... Er war auch nicht gerade hübsch.
Wir sprachen eine ganze Weile über die Situation hier und es stellte sich heraus, dass er nicht an diesen religiösen Kram von Jason glaubte. Er hatte sich der Gruppe angeschlossen, weil es hier gutes Essen gab und einige nette Ghouletten, wie er sie nannte... Ich musste grinsen.
Er bat mich um einen Gefallen. Seine Freundin war von ihm getrennt worden. Er fragte, ob ich nachschauen könnte, ob sie noch leben würde. Unterdessen würde er die Etage weiter von diesen "Dämonen" befreien.
Also teilte wir uns auf. Ich drang noch eine Ebene weiter nach unten vor, während er den Rest der Etage aufräumte, wo die Steuerzentrale lag.
Ich fand seine Freundin in einer Art Gefängnis. Die restlichen Dämonenwachen schaltete ich aus. Leider war die Freundin von Harland tot...
Harland nahm das recht gelassen auf, da sich schon so etwas gedacht hatte... Er verschwand an die Oberfläche und ich kehrte zu Jason zurück, um ihm mitzuteilen, dass das Untergeschoss frei von Dämonen war.
Völlig aus dem Häusschen bedankte er sich bei mir und rief seine Gruppe zusammen, damit sie zum Kontrollzentrum gehen konnten. Kurze Zeit später war ich allein im Labor. Also lief ich den Ghouls hinterher.
Dort erklärte er mir, dass ich mit seinem Ingenieur, dem Menschen, der sich wie ein Ghoul verhielt, sprechen solle, was nun noch fehlte.
Das tat ich dann. Im Grossen und Ganzen waren es nur zwei Sachen, die den Start noch verhinderten. Eine Zutat für Raketentreibstoff... Extrem radioaktiv, daher nur mit einem Spezialbehälter zu transportieren. Na super, dachte ich... Doch der Ingenieur sprach weiter. Sie hatten wohl einen Ghoul losgeschickt das Zeug zu besorgen, und der hatte so einen Transportbehälter dabei. Ich sollte also diesen Ghoul suchen.
Sein Ziel war eine Raffinerie östlich von Novac gewesen. Also beschloss ich, dorthin zu wandern und den Weg und die Umgebung nach dem Ghoul mit dem Behälter abzusuchen.
Kurz vor der Raffinerie, bzw. was davon übrig war, fand ich den Ghoul. Er hatte es wohl geschafft das Zeug zu besorgen, aber eine Gruppe Geckos hatte ihn erwischt. Ich erwischte die Geckos, nahm den Behälter, der unbeschädigt schien, und machte mich auf den Rückweg...
Der Ingenieur war glücklich, nun fehlte ihm nur noch eine intakte Steuereineit... Er beschrieb mir genau, was er suchte und zeigte mir einen alten Industriekomplex, wo so etwas zu finden war. Ich sollte mich aber vor Strahlung hüten.
Also wanderte ich zum x-ten Mal die Strasse vom Repconn Testzentrum nach Novac... Bog dort nach Norden ab und wanderte grob in die Richtung, die der Ingenieur mir gezeigt hatte.
Kurz hinter Novac fiel mir eine Art Sculptur aus zwei Autowracks auf, die vor einem Schrottplatz standen... Erinnerte mich an die Corvega Range, die irgendein verrückter Künstler in Radiator Springs errichtet hatte. Er hatte eine Art Stonehenge aus alten Autos errichtet.
Das Gebäude neben dem Schrottplatz schien recht intakt zu sein. Daher beschloss ich zuerst das Gebäude und dann den Schrottplatz nach den Ersatzteilen zu durchsuchen, die ich besorgen sollte.
Mit Waffe im Anschlag öffnete ich vorsichtig die Tür des Hauses...
Und überraschte eine alte, rüstige Lady und ihre vier Hunde bei ihrem Frühstück... Ich entschuldigte mich für mein Eindringen. Sie schien recht gelassen zu sein und fragte mich, was ich suchen würde. Ich erklärte es ihr und sie meinte, das gäbe es nur in dem alten Industriekomplex den mir der Ingenieur gezeigt hatte. Nur war diese alte Fabrik mal eine Basis der Brotherhood of Steel gewesen, nun war der Komplex in der Hand der NCR... Und die würde es nicht lustig finden, wenn ich dort auf Suche gehen würde.
Sie sah meinen enttäuschten Blick, grinste und meinte dann, sie könne mir aber genau dieses Teil verkaufen. Die Frau war eine harte Nuss... Alle meine Versuche Rabatt zu bekommen, scheiterten.
Also zahlte ich zähneknirschend 500 Caps und steckte das Steuergerät ein... Immerhin schien die Qualität der Ware 1a zu sein. Anschliessend liess ich noch Teile meiner Ausrüstung reparieren und war danach fast komplett Pleite. Aber die Werkstatt der Frau war gut ausgestattet und die alte Lady war gut, in ihrem Job. Die Adresse musste ich mir merken.
Mit dem Steuergerät kehrte ich zu der Gruppe Weltraumghouls zurück. Jetzt war alles da, was sie brauchten...
Eilig bauten sie das Steuergerät ein und machten sich bereit die Raketen zu besteigen. Eine letzte Bitte hatte Jason noch... Sie brauchten jemand, der vom oberen Kontrollzentrum aus die Startsequenz einleitete. Der Ingenieur beschrieb mir was ich genau tun musste und ich machte mich auf den Weg nach oben.
Von dort hatte man einen Guten Blick auf die Kuppel unter der sich die Raketen befanden. Über den Com hielt ich Verbindung mit Jason... Schliesslich war es soweit.
Er gab mir den Befehl, die Startsequenz einzuleiten, was ich dann auch tat... Über das Com erscholl der Walkürenritt, während der Countdown lief. Irgendwie fast kitschig. Aber Jason schien einen Hang zur Dramatik zu haben.
Trotzdem war es schon ein beeindruckender Anblick, als die drei Raketen starteten und in den Himmel schossen... Der Walkürenritt verklang und bald war nur noch statisches Rauschen zu hören... Die Ghouls waren weg... Ob sie es schaffen würden dieses "Far Beyond" zu erreichen?
Ein Bild von einem fliegenden Schiff voller Robots, dass in einem Hochhaus hängen blieb, schoss mir durch den Kopf... Hatte ich sowas ähnliches tatsächlich schon erlebt? Wenn ja, war diese Welt verrückter, als ich es gedacht hatte.
Begleitet von dem statischen Rauschen verliess ich das Testzentrum und anschliessend das Gelände. Wieder wanderte ich die Strasse entlang nach Novac.
Dort angekommen, suchte ich den Aussichtsposten im T-Rex auf und berichtete dem NCR Ranger, dass das Repconn Gelände Ghoulfrei ist.
Wie versprochen gab mir der Mann die Informationen über den Kerl im karierten Jacket... Jetzt hatte ich sogar einen Namen zu dem Typen: Benny!
Er war nach Boulder City gegangen... Warum, konnte mir Manny nicht sagen. Aber immerhin hatte ich den nächsten Hinweis und damit ein neues Ziel.
Es war an der Zeit Novac zu verlassen...
Lys Tagebuch - Eintrag Ende.